Temperaturgeführte Transporte Kühlketten-Management

Vorschriften und Richtlinien

Vom Rohstoff über die Produktion bis zu Erika Mustermann: Als Schnittstelle zwischen Handel, Wirtschaft und Endverbraucher sorgt die Logistik dafür, dass die Ware rechtzeitig am Zielort eintrifft. Die temperaturgeführte Logistik sorgt dafür, dass sie richtig temperiert eintrifft. Wir zeigen, wie temperaturgeführte Transporte funktionieren, welche Regeln und Vorschriften zu beachten sind, und wie das Kühlketten-Management gelingt.

Was ist die temperaturgeführte Logistik?

60 Grad Celsius für flüssige Schokolade und -70 Grad Celsius für Corona-Impfstoffe: Die temperaturgeführte Logistik sorgt dafür, dass Produkte entlang der gesamten Supply Chain innerhalb ihres spezifischen Temperaturbereichs bleiben. Dies betrifft nicht nur Spedition und Transport, sondern auch Lagerung, Umschlag und Verpackung. Kurz gesagt: jede Station in der Versorgungskette vom herstellenden Unternehmen bis zum Endverbraucher. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Transporte via LKW, Flugzeug oder als Seefracht durchgeführt werden: Hauptsache, die Qualität der Ware bleibt entlang der gesamten Supply Chain sichergestellt.

Neben Pharma ist der größte Teilbereich der temperaturgeführten Logistik der Transport von Rohstoffen und fertigen Produkten. Die meisten Waren legen mittlerweile tausende Kilometer zurück, bevor sie bei Max und Erika Mustermann ankommen. Da beim Transport dieser Waren die jeweiligen Temperaturvorgaben einzuhalten sind, sprechen wir auch von sogenannten Thermotransporten. Waren, die korrekt temperiert transportiert werden müssen, sind zum Beispiel

  • Arzneimittel und medizinische Produkte: Die meisten Medikamente müssen in einem Temperaturbereich zwischen 2 und 8 Grad Celsius transportiert werden. Eine Ausnahme sind etwa die Corona-Impfstoffe, die mit einer Transporttemperatur von -70 Grad Celsius einen sog. Ultra-cold-Transport benötigen.
  • Menschliche Organe: Für die Transplantation bestimmte menschliche Organe dürfen grundsätzlich nicht unter null Grad Celsius transportiert werden. Ideal ist eine Transporttemperatur von 4 Grad Celsius.
  • Lebende Pflanzen: Die meisten Pflanzen brauchen ein- bis zweistellige Plusgrade, damit sie den Transport unbeschadet überstehen.

Temperaturgeführte Lebensmittellogistik

Die temperaturgeführte Lebensmittellogistik umfasst den Transport (Thermotransport) von Lebensmitteln bei Temperaturen zwischen +20 und -20 Grad Celsius. Welche Temperaturbereiche jeweils einzuhalten sind, gibt entweder der Gesetzgeber oder der Hersteller vor.

Die Transporttemperatur für „fertige“ Lebensmittel (z. B. Tiefkühlpommes) gibt der Hersteller an. Sie ist in der Regel auf der jeweiligen Verpackung vermerkt. Die Temperaturen, bei denen Rohware (z. B. rohes Geflügel oder Hackfleisch) transportiert werden muss, sind gesetzlich vorgeschrieben. So müssen frische Milchprodukte zum Beispiel bei + 6 Grad Celsius transportiert werden, während das Fahrzeug für den Transport von gefrorenem Fisch auf unter - 18 Grad Celsius zu kühlen ist.

Die Fahrzeuge, die in der temperaturgeführten Logistik eingesetzt werden, haben in der Regel sowohl die Möglichkeit zur Kühlung als auch zum Heizen. Nur so ist sichergestellt, dass jedes Lebensmittel zu jeder Jahreszeit in der vorgeschriebenen Temperatur transportiert werden kann.

Vorschriften für temperaturgeführte Transporte

Die Beförderung temperatursensibler Lebensmittel ist eine logistische Meisterleistung: Falsche Luftführung im Kühl-LKW kann zu Gefrierschäden führen, an jedem Umschlagspunkt besteht die Gefahr eines Temperaturumschwungs, und bleibt die Kühlkette zu lange unterbrochen, wird die Ware im schlimmsten Fall unbrauchbar. Um Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen, gibt es eine Reihe von Vorschriften und gesetzlichen Bestimmungen, die beim temperaturgeführten Lebensmitteltransport einzuhalten sind. Wir konzentrieren uns im Folgenden auf die wichtigsten Vorschriften der Europäischen Union für temperaturgeführte Transporte:

  • Verordnung (EG) Nr. 852/2004 zur Lebensmittelhygiene: Verpflichtet alle Unternehmen, die Kontakt mit Lebensmitteln haben (Herstellung, Transport, Verkauf) dazu, ein HACCP-konformes Kontrollsystem einzuführen.
  • Verordnung (EG) Nr. 853/2004 über den hygienischen Umgang mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs: Zielt in erster Linie darauf ab, von tierischen Lebensmitteln ausgehende mikrobiologische und chemische Gefahren zu kontrollieren.
  • Verordnung (EG) Nr. 37/2005 zur Überwachung der Temperaturen von tiefgefrorenen Lebensmitteln: Verpflichtet alle Unternehmen, die Kontakt mit Lebensmitteln haben (Herstellung, Transport, Verkauf) zur regelmäßigen Durchführung von Temperaturkontrollen (mehr Informationen).
  • Richtlinie 89/108/EWG über den Umgang mit tiefgefrorenen Lebensmitteln: Legt verbindlich fest, dass die Temperatur tiefgefrorener Lebensmittel entlang der gesamten Supply Chain -18 Grad Celsius oder niedriger betragen muss.

Darüber hinaus unterliegen alle Unternehmen, die Lebensmittel produzieren, transportieren oder in Verkehr bringen, der international gültigen „Guten Herstellungspraxis“ (Good Manufacturing Practice oder GMP) und der „Guten Hygiene-Praxis“ (GHP). Die gute Hygiene-Praxis ist die Grundlage für das sog. HACCP-Konzept, welches Gefahrenanalyse und Risikobeherrschung entlang der gesamten Supply Chain vorsieht.

Das HACCP-Konzept

Das HACCP-Konzept, engl. Hazard Analysis and Critical Control Points, ist ein Qualitätsmanagement-System für die Produktion von und den Umgang mit Lebensmitteln. Es basiert auf sieben Grundsätzen, anhand deren Unternehmen ein eigenes Kontrollsystem für ihren Betrieb entwickeln, die sog. Kritischen Kontrollpunkte (Critical Control Points) identifizieren und eine entsprechende Gefahrenanalyse durchführen können.

Sinn und Ziel des Systems ist es, Kontrollmechanismen zu entwickeln, um das Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher auf ein akzeptables Maß zu reduzieren. Das HACCP-Konzept ist seit 1998 in der deutschen Lebensmittelhygiene-Verordnung verankert.

In unserem Blogartikel HACCP-Konzept & Richtlinien für die Kühlung beschäftigen wir uns im Detail mit den Richtlinien nach HACCP und erklären, was sie für die Lagerung und den Transport temperatursensibler Lebensmitteln bedeuten.

Kühlketten-Management

Die Grundvoraussetzung für temperaturgeführte Transporte ist die Einhaltung der Kühlkette. Als Kühl- bzw. Kältekette bezeichnen wir die durchgehende Kühlung von Lebensmitteln und anderen Produkten während des Transports zwischen Hersteller bzw. Erzeuger, Großhändler und Supermarkt/Einzelhandel bzw. bis zum Endverbraucher („letzte Meile“).

Je nach Umfang der Ladung und Länge des Transportweges kommen hier zum Beispiel Tankfahrzeuge (z.B. für den Transport von Trinkwasser oder Milch), Kühlauflieger mit unterschiedlichen Kühlzonen und/oder Thermotransporter mit fest verbauten Kühlaggregaten zum Einsatz. Beim internationalen Transport über sehr lange Strecken kommen auch häufig Frachtschiffe zum Einsatz. Die Lebensmittel werden in diesem Fall in Kühlcontainern mit besonders leistungsfähigen Stromversorgungsaggregaten, sog. GenSets, gelagert.

Unabhängig davon, auf welche Weise die Lebensmittel transportiert werden, gelten in der temperaturgeführten Logistik folgende Grundsätze, um die Qualität der Ladung nicht zu gefährden:

  • Temperaturkontrollen: Es ist regelmäßig zu kontrollieren, ob die Kühltemperatur den jeweiligen Vorschriften entspricht.
  • Produktkontrollen: Beim Be- und Entladen sind Temperaturkontrollen am Produkt vorzunehmen. Diese sind zu protokollieren.
  • Getrennte Lagerung: Unverpackte und rohe Nahrungsmittel müssen getrennt voneinander gelagert sein.
  • Bodenkontakt: Unverpackte Ware, die den Boden berührt hat, darf nicht mehr verbraucht werden.

Um die Kühlung gewährleisten und temperaturgeführte Produkte den Vorschriften entsprechend befördern zu können, haben Unternehmen die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Systemen: der aktiven Kühlung und der passiven Kühlung.

Aktive Kühlung im Thermotransport

Wir sprechen von aktiver Kühlung, wenn die Transportfahrzeuge bzw. die Kühllager mit Kühltechnik ausgestattet sind, die den Laderaum bzw. die Lagerflächen aktiv kühlt. Im temperaturgeführten Transport werden in der Regel Kühl-LKWs oder Kühlcontainer mit fest verbautem stromgespeistem Kühlaggregat eingesetzt. Die kalte Luft wird aktiv gelenkt, um eine gleichmäßige Kühlung zu gewährleisten. Im aktiv gekühlten Thermotransport findet häufig eine kontinuierliche Aufzeichnung der Temperatur- und Feuchtigkeitsdaten statt, die über ein Display ablesbar sind.

Temperaturgeführte Logistik & Umweltbelastung

Die aktive Kühlung temperatursensibler Lebensmittel und Produkte ist effektiv und bei weiten Transportwegen alternativlos. Sie hat allerdings auch Nachteile. Handels- und Logistikunternehmen, die Lebensmitteltransporte ausschließlich mit gekühlten Fahrzeugen durchführen, merken dies vor allem finanziell: Kühlfahrzeuge mit fest verbauten Aggregaten sind kostspielig in der Fertigung und teuer in der Anschaffung. Außerdem können schon kleinste Rangierschäden aufgrund der verbauten Kältetechnik in kostspieligen Reparaturen resultieren, und die Fahrzeuge müssen regelmäßig gewartet werden, um Beschädigungen auszuschließen.

Neben den verhältnismäßig hohen Anschaffungs-, Reparatur- und Wartungskosten hat die temperaturgeführte Logistik ein weiteres Problem: Sie ist nicht nachhaltig. So lassen sich aktiv gekühlte Lebensmitteltransporte zum Beispiel nur sehr eingeschränkt mit umweltfreundlichen Elektrofahrzeugen durchführen, weil die Versorgung des Stromaggregats über die Traktionsbatterie die Reichweite des Fahrzeugs erheblich reduziert.

Darüber hinaus verursacht der aktiv gekühlte Lebensmitteltransport einen höheren CO2-Ausstoß als der Transport ungekühlter Waren. Das liegt daran, dass die Fahrzeugbatterie das Aggregat mit Strom versorgt, wodurch sich der Kraftstoffverbrauch pro zurückgelegtem Kilometer deutlich erhöht. Im Blogartikel CO2-Ausstoß im Lebensmitteltransport gehen wir genauer auf diese Problematik ein und bieten mögliche Lösungsansätze.

Passive Kühlung im Lebensmitteltransport

Das umweltfreundliche(re) Gegenstück zur aktiven Kühlung ist die passive Kühlung. Beim passiv gekühlten Transport von Lebensmitteln ist kein aktiv gekühlter Laderaum notwendig, weil die Temperatur durch den Einsatz einer isolierenden Verpackung im vorgeschriebenen Bereich gehalten wird. Passive Kühllösungen gibt es schon lange.

In der temperaturgeführten Logistik werden sie aktuell aber hauptsächlich für den Transport zum Endverbraucher, die sog. „letzte Meile“ eingesetzt. Das liegt daran, dass herkömmliche passive Kühllösungen die konstante Kühlung nur für einige Stunden gewährleisten können. Darüber hinaus sehen die meisten Systeme den zusätzlichen Einsatz von Trockeneis vor, was aus umwelttechnischer Sicht nicht ideal ist (mehr Informationen).

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