Geht die letzte Meile auch nachhaltig?

Umwelt und Nachhaltigkeit

Der Online-Handel boomt, die Umwelt zahlt! Während Max und Erika Mustermann immer mehr Waren vor die Haustür geliefert bekommen, wachsen der Verpackungsmüll und die CO2-Emissionen. Wir zeigen, warum Nachhaltigkeit auf der letzten Meile aktuell noch ein Problem ist, welche besondere Rolle Lebensmitteltransporte dabei spielen, und welche Möglichkeiten es gibt, die Last-Mile-Logistik in Zukunft nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kosteneffizienter zu gestalten.

Warum Nachhaltigkeit und letzte Meile (noch) nicht matchen

2021 hat der E-Commerce allein in Deutschland 19 Prozent mehr Umsatz generiert als im Jahr zuvor. Worüber die Online-Händler sich freuen, sorgt im Umweltschutz für Sorgenfalten: Die Zustellung an die Haustür, auch als „Letzte Meile“ bekannt, stellt nicht nur logistisch eine Herausforderung dar, sondern geht auch mit einer massiven Umweltbelastung einher:

Da immer mehr Lieferwagen von den Verteilerzentren in die Städte strömen, um Pakete und andere Lieferungen zuzustellen, kommt es verkehrstechnisch zu Verstopfungen. Für immer mehr Menschen verlängert sich die morgendliche Rush Hour, weil sie hupend hinter einem Paketwagen steckenbleiben, der mit laufendem Motor in der zweiten Reihe parkt. Währenddessen machen die Zustelldienste Leermeilen, weil viele Empfänger es nicht schaffen, ihren Tag um das Zustellfenster zwischen 09.00 und 17.00 Uhr herumzuplanen.

Die Folge: Es gibt deutlich mehr gestresste und frustrierte Menschen, die in zähflüssigem Verkehr stecken. Aber es entstehen vor allem auch deutlich höhere CO2-Emissionen.

Warum die Letzte Meile bares Geld frisst

Vor dem E-Commerce-Boom waren die Kosten für Handels- und Logistikunternehmen recht überschaubar. Unternehmen orderten Waren in hoher Stückzahl, die per LKW, Flugzeug oder Schiff in den stationären Handel transportiert und dort von den Mustermanns gekauft wurden. Diese Art von Logistik war gut plan- und skalierbar: Die großen Bestellmengen resultierten in geringen Transportkosten pro Stück. Außerdem gab es einen konkreten Ansprechpartner und die Garantie, dass am Zielort jemand die Lieferung entgegennahm.

Seitdem immer mehr Menschen ihre Einkäufe online erledigen und eine schnelle, kostenlose Lieferung an die Haustür erwarten, passt die Kosten-Nutzen-Rechnung für viele Logistiker nicht mehr. Die geringe Anzahl an Paketen, die pro Haushalt zugestellt werden müssen, steht im Missverhältnis zu dem hohen Zeit- und Kostenaufwand pro Auslieferung.

Darüber hinaus sind Unternehmen in der Last-Mile-Zustellung mit ganz anderen Problemen konfrontiert als beim Transport von Unternehmen zu Unternehmen:

  • Saisonale Schwankungen: Im E-Commerce finden die Spitzenumsätze um Weihnachten herum statt, im Sommer sind die Bestellungen auf dem Tiefpunkt. Für Zustellfirmen bedeutet dies zu Spitzenzeiten zusätzliche Kosten für zusätzliche Kapazitäten.
  • Unvorhersehbare Verzögerungen: Unvollständige Adressen, Staus und fehlende Parkplätze machen eine exakte Planung des Zustellvorgangs unmöglich.
  • Keine garantierte Abnahme: Selbst WENN der Paketbote rechtzeitig vor Ort ist, ist der Empfänger es oft nicht. Doppelte Zustellversuche oder Umwege zur Pick-up-Station erschweren Planung und Skalierung.

Bei vielen Zustelldiensten macht die Last-Mile-Logistik zwischen 30 und 60 Prozent (!) der Gesamtkosten für den Transport aus. Das macht die Letzte Meile zum teuersten und ineffizientesten Weg in der gesamten Supply Chain.

Das Last-Mile-Problem im Lebensmitteltransport

Wir wissen bereits, dass der Transport von Lebensmitteln mehr CO2 produziert als wir uns angesichts der Klimakrise leisten können. Eine Studie, die 2022 an der University of Sydney durchgeführt wurde, kam nun zu dem Ergebnis, dass die Transportemissionen im Lebensmittelbereich sogar noch um das 3 bis 7-fache höher sind als bisher geschätzt. Die genauen Zahlen haben wir in unserem Blogartikel CO2-Ausstoß im Lebensmitteltransport zusammengefasst. Die Kurzversion zum Thema Nachhaltigkeit sieht so aus:

Der Transport von Lebensmitteln ist für rund 30 Prozent der jährlichen Treibhausgas-Emissionen des gesamten Lebensmittelsektors (inklusive Produktion und Lagerung) verantwortlich. Einer der Hauptgründe für diese große Zahl ist die temperaturgeführte Logistik:

Nach dem sog. HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points) müssen temperatursensible Lebensmittel entlang der gesamten Supply Chain innerhalb des jeweils vorgeschriebenen Temperaturbereichs (z.B. -18 Grad Celsius für tiefgefrorene Produkte) transportiert werden. Um die Einhaltung der Kühlkette während des Transports gewährleisten zu können, setzen Handels- und Logistikunternehmen mit Kühltechnik ausgestattete Fahrzeuge bzw. Schiffe ein. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von aktiver Kühlung.

Aktive vs. passive Kühlung

Bei der aktiven Kühlung wird der Laderaum über ein fest verbautes strombetriebenes Kühlaggregat im erforderlichen Temperaturbereich gehalten. Dadurch, dass das Aggregat über die Fahrzeugbatterie läuft, verbraucht das Kühlfahrzeug pro zurückgelegtem Kilometer deutlich mehr Kraftstoff (und produziert deutlich mehr CO2) als ein ungekühltes Fahrzeug. Eine nachhaltige Lieferung mittels Elektrofahrzeug ist zwar möglich, aber nicht kosteneffizient, weil das Kühlaggregat die Reichweite der Traktionsbatterie erheblich einschränkt.

In Sachen Nachhaltigkeit macht die aktiv gekühlte letzte Meile eine besonders schlechte Figur. Ganz einfach deshalb, weil sie nicht notwendig ist. Da die Lieferung bei der Last-Mile-Zustellung in der Regel noch am gleichen oder maximal am nächsten Tag erfolgt, sind passive Kühlsysteme hier vollkommen ausreichend. Die passive Kühlung hält die Lebensmittel mithilfe einer isolierenden Verpackung im erforderlichen Temperaturbereich.

Nachhaltigkeit & letzte Meile – aktuelle Lösungen

Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch in den Köpfen der Konsumentinnen und Konsumenten eine immer wichtigere Rolle. So gibt es zum Beispiel zahlreiche Initiativen, die sich für einen größeren Anteil lokal erzeugter Nahrungsmittel in unseren Supermärkten einsetzen, um den CO2-Austoß durch den internationalen Lebensmitteltransport nachhaltig zu senken. Diese Maßnahmen lösen allerdings nicht unser Problem um die Nachhaltigkeit der letzten Meile. Solange Mustermanns ihren Wocheneinkauf lieber im Internet als im stationären Handel erledigen, müssen auch die lokal produzierten Lebensmittel noch auf die letzte Meile gehen.

Was es also braucht, sind Möglichkeiten, um den Last-Mile-Transport nachhaltiger zu gestalten. Und das fordert übrigens nicht nur der Umweltschutz, sondern auch die Verbraucherinnen und Verbraucher! Laut einer Umfrage, die die IPC (International Post Corporation) 2021 in 40 Ländern zum Thema E-Commerce-Shopping durchführte, würden gute 60 Prozent der Online-Kundschaft eine nachhaltige Lieferung bevorzugen.

Das Problem: Wir wünschen uns Nachhaltigkeit, scheuen aber zusätzlichen Aufwand. Online-Händler und Zustelldienste stehen also vor der Herausforderung, die letzte Meile nachhaltiger zu gestalten, ohne dass die Kundinnen und Kunden den gewohnten Komfort verlieren.

Nachhaltige Lieferung vor die Haustür

Für die nachhaltige Lieferung vor die Haustür gibt es aktuell zwei verschiedene Lösungsansätze bzw. zwei Stellschrauben, an denen Zustelldienste drehen:

  1. Sie versuchen, die Zustellquote beim ersten Versuch erhöhen.
  2. Sie versuchen, die letzte Meile so CO2-neutral wie möglich zu gestalten.

Die erste Idee ist einfach, aber effizient: Je mehr Menschen beim ersten Zustellversuch angetroffen werden, desto weniger Leermeilen müssen die Zustelldienste machen. Damit Empfängerinnen und Empfänger besser planen können, bieten viele etablierte Dienste mittlerweile z.B. eine Live-Paketverfolgung an. Online-Händler wie Gurkerl.at lassen ihre Kundinnen und Kunden den Liefertermin flexibel auswählen, um sicherzustellen, dass bei Lieferung jemand vor Ort ist.

Der zweite Lösungsansatz versucht, die letzte Meile vom individuellen Lieferfahrzeug auf CO2-neutral(ere) Alternativen wie den öffentlichen Verkehr zu verlagern. Auch Elektro-Cargobikes werden in diesem Zusammenhang schon länger getestet.

Pick-up-Stationen und Click & Collect

Dass es auch ohne letzte Meile geht, hat IKEA im ersten Coronajahr gezeigt. Nach Schließung der Filialen im März 2020 führte der schwedische Möbelhersteller Click & Collect ein und konnte die Online-Umsätze allein in Deutschland fast verdoppeln (Quelle: Statista). Allerdings löst Click & Collect das Problem des erhöhten CO2-Ausstoßes nicht. Die Waren werden lediglich mit dem privaten PKW abgeholt, anstatt im Transporter geliefert zu werden.

Ein anderer Lösungsansatz sind Pick-up-Stationen: Ist der oder die Empfängerin nicht zu Hause, landet das Paket im Blumenladen um die Ecke. Paketshops sind praktisch für den Zustelldienst, weil kein weiterer Zustellversuch unternommen werden muss. Sie sind allerdings nicht sehr beliebt bei den Kundinnen und Kunden.

Die beste Schnittmenge zwischen Komfort für Kundinnen und Kunden, Kosten-Nutzen-Rechnung für Zustelldienste und Nachhaltigkeit auf der letzten Meile haben bisher automatisierte Paketstationen. Wichtig ist allerdings, dass die Stationen fußläufig zu erreichen und rund um die Uhr zugänglich sind.

Ein Problem, das sich mithilfe automatisierter Paketstationen allerdings nicht lösen lässt, ist die letzte Meile im Lebensmitteltransport: Da die gesetzlich vorgeschriebene Einhaltung der Kühlkette verbietet eine Lieferung an Pick-up-Stationen. Es müssen also Mittel und Wege gefunden werden, um die temperaturgeführte Logistik insgesamt nachhaltiger zu gestalten.

Die nachhaltige letzte Meile für Lebensmittel

Als Experte für nachhaltige Kühllösungen arbeitet temprify seit vielen Jahren daran, die letzte Meile umweltverträglich zu machen. Dieses Ziel erreichen wir durch technische Innovation. Die Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern erlaubt es uns, das Potenzial der passiven Kühlung für gewerbliche Kühl- und Tiefkühllösungen nutzbar zu machen.

Wir lösen die Probleme herkömmlicher passiver Kühllösungen (z.B. die eingeschränkte Kühldauer) und verwandeln kühllogistische Herausforderungen in nachhaltige, skalierbare Produkte. Mit temprify-Produkten lassen sich temperatursensible Lebensmittel bis zu 96 Stunden lang zuverlässig kühlen und in isolierten Fahrzeugen ohne Kühltechnik transportieren. Mit temprify werden auch fossile Brennstoffe in der Last-Mile-Zustellung überflüssig: Zustellungen am gleichen oder am nächsten Tag lassen sich ohne Reichweiten-Verlust mit Elektrofahrzeugen (z.B. E-Cargobikes) durchführen. Da auch Trockeneis aus Umweltsicht nicht ideal ist, verlassen wir uns zu 100 Prozent auf leistungsstarke Kühlakkus.

Wir entwickeln nachhaltige Gesamtsysteme, die eine energieeffiziente Lagerung, eine CO2-reduzierte letzte Meile und die geringstmöglichen Kosten pro Auslieferung garantieren. Unser gemeinsames Ziel: Eine nachhaltig gekühlte letzte Meile bei gleichbleibend hoher Produktqualität.

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